Wagenburg-Gymnasium Abitur 9b 1966Schul-, Schüler und Lehrer-Geschichten |
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Andreas Pinggera [23.03.2005]: Hentschel und Ehleiter Andreas Pinggera [23.03.2005]: Kiefer Andreas Pinggera [24.03.2005]: Birke und die NPD Guntram Deichsel [01.04.2005]: Dr. Wolf und die NPD Guntram Deichsel [14.01.2007]: Deichsel, Kessler und Geschichte Rainer Henes [11.02.2008]: Werner Klatten Guntram Deichsel [07.07.2008]: Klaus Essig Rainer Henes [07.07.2008]: Klaus Essig Guntram Deichsel [07.07.2008]: Klaus Essig Werner Partner (Kuhnle) [03.08.2008]: Herr Epple Werner Partner (Kuhnle) [10.08.2008]: Herr Birke und die NPD Werner Partner (Kuhnle) [14.12.2021]: Herr Ehleiter
Hentschel war Deutschlehrer. Er war mir immer ein väterlicher Freund. Er war es der es am meisten bedauerte, dass ich die Wagenburg verließ. An Ehleiter kann ich mich noch gut erinnern. Klar ich bin katholisch. Ich wusste auch, dass er Ungarndeutscher war. Das mit Dutschke wusste ich nicht. Es war nur zu komisch, als er mich wieder einmal anmachte, warum ich das letzte mal nicht zum Unterricht gekommen sei, gab ich zur Antwort: Ich konnte nicht zu seinem Unterricht kommen, da ich gegen die französischen Atomwaffenversuche in der Südsee demonstrieren musste. Darauf hin lies er mich über das Thema einen Hausaufsatz schreiben.
Da gab es doch noch einen Lehrer namens Kiefer, der gab Mathe. Er war wie viele Mathematiker sprachlich unbegabt. Mich zum Beispiel musste er sich merken, war ich doch ein schlechter Schüler in Mathe. Er nannte mich Pingra. Außerdem machte er so lustige Geräusche, vielleicht auf seinen vielen Zigaretten- Konsum zurückzuführen. Es hörte sich immer an wie hom hom. Die Schüler nannten ihn deswegen "Onkel Tom". Einmal kam er an das Koordinatensystem. "Also heute das hom hom Koordinatensystem. Wo gibt es ein praktisches Beispiel für das Koordinatensystem? Nohse! Bei den Feuerwehr-Hydranten ist so eine Tafel, die weist auf die Entfernung hin. Sehr gut Nohse! Also ich frage euch, hom hom warum ist da ein solches Koordinatensystem? Rummel! Wenn die Feuerwehr kommt findet sie dadurch den Hydranten. Rummel, du bist hom hom ein Esel, da muss die Feuerwehr erst das Täfele suchen und dann noch den Hydranten. Nohse! Wenn zum Beispiel der Hydrant verschüttet ist oder verschneit. Hom hom sehr gut Nohse! Ja Pingra was gibt's noch? Was ist wenn das Täfele auch verschneit ist!?
Birke war Zeichenlehrer. Er war Sudetendeutscher, ein vollendeter Herr und liebenswürdiger alter Nazi. Die Schüler lachten immer, wenn ihm beim Schreien das Gebiss herausrutschte. Er mochte mich nicht. (Überhaupt mochten mich damals nicht viele!) Er brachte seine Ablehnung meiner Person auf den Punkt, in dem er seine Hände zum Himmel hob und resignierend sagte: "Und dem sei Vadder is Kinstler!" (Mein Vater war ein erfolgloser Kunstmaler).Er war der erste NPD-Vorsitzende von Stuttgart. Auf einer Wahlkampf-Veranstaltung in der Stuttgarter Liederhalle, die NPD kam damals in den Baden- Württembergischen Landtag, gab es eine Rangelei, die in eine Saalschlacht ausartete. Ich war Gegendemonstrant und damals Vorsitzender der Gewerkschaftsjugend der IG Druck und Papier. Ich war damals (wie ein berühmter Außenminister) sehr rauflustig. In dem Geprügele und Gedränge kamen Birke und ich uns sehr nahe. Ein Blick, ein Erkennen! Ich tat ihm nichts, er tat mir nichts und weiter ging es auf dem Schlachtfeld.
Noch eine Anekdote, passend zu Andreas' anti- NPD Aktivitäten: Ich war mit Dietmar auf der Gründungsversammlung der NPD, das war im damaligen Saal der Brauerei Wulle am Nordausgang des Wagenburgtunnels, ich glaube 1965 (Andreas weiß das genaue Jahr). Wir waren begeistert über diese neue Partei, die endlich das Unrecht, das dem deutschen Volke widerfahren ist, ausspricht. Wir haben unsere Begeisterung unseren Deutschlehrer Dr. Dieter Wolf wissen lassen. Und der hat uns eingeladen, über diese neue Partei zu reden. Wir kamen, Wolf hat sich einen ganzen Nachmittag (!) für uns Zeit genommen, um uns klar zu machen, dass die NPD nur ein Sammelbecken für alte Nazis ist. Die "Gehirnwäsche", die wir auf der Versammlung erfahren hatten, hat er mit viel Geduld erfolgreich rückgängig gemacht. Ich bin ihm noch heute dankbar dafür. Hätte er das nicht getan, hätte mir vermutlich Andreas bei späterer Gelegenheit ganz gewaltig eins in die Fresse gehauen, da ich keinen Birke-Bonus besaß...
Geschichte hat mich (außer der prähistorischen Frühgeschichte, wo ich eine eins schrieb) nie interessiert. Herr Kessler hat das erkannt und mir nach einer mit fünf bewerteten Klassenarbeit über Bismarcks Sozialpolitik prophezeit: Nich wahr, is klar, Deichsel, sie können von mir aus Eidechsenfütterer bleiben, aber Historker wernse nie werden! Recht hat er gehabt!
Werner Klatten ist damals mit seinen Eltern nach Hamburg gezogen. Ich weiß noch genau wie der Englischlehrer Wächtler, der offensichtlich einen Fußballtick hatte sagte: "Machs gut Werner und schau dir den HSV an...
Ich lernte Klaus Essig näher kennen, als er in Klasse 3 zu uns kam. Damals bildete ich mit ihm eine Art Privat-Biologie-AG - wir präparierten gemeinsam Insekten für die Biologiesammlung, die damals von Dr. Stiefel verwaltet wurde. (Den hatten wir nie in Biologie, nur mal in einer Französisch-AG in Klasse sieben). Beim Präparieren der Insekten bewies Klaus handwerkliches Geschick, Umsicht und eine Liebe zum Detail, die ich bewunderte - ein starker Kontrast zu der Raubautzigkeit, die er manchmal andere Schüler und Lehrer spüren ließ. Wenn jemand aus unserer Klasse den Titel "Macho" verdient, dann war es Klaus.
Ich hatte mir im Alter von 13 beim Skilaufen ein Bein gebrochen und 7 Wochen einen Gips. Zu meiner Überraschung hat Klaus, ohne zu fragen die Aufgabe übernommen, mich in die große Pause die Treppen hinunterzubegleiten und mich auch dort vor anderen zu schützen. Habe ich nie vergessen.
Klaus Essig war ein Rabauke, immer unter Strom:
Von Wilfried Harthan, Abiturjahrgang 1969, der im Internet unsere Seite gefunden hat, wird folgende Geschichte überliefert:
Von Wilfried Harthan, Abiturjahrgang 1969:
Thomas Ehleiter war unser katholische Religionslehrer in der 3. Klasse. Ich meine, er war damals noch Referendar. Er stammte aus Ungarn und erzählte, dass er dort mit seinen Freunden mit Papierballen Fußball gespielt habe. Über seinen Religionsunterricht kann ich nichts sagen, aber er hat uns behutsam und sehr informativ sexuell aufgeklärt.Viele Jahr später habe ich die Biografie von Rudi Dutschke gelesen, verfasst von seiner Frau Gretchen. Dort fand ich zu meiner Überraschung ein Foto: Ernst Bloch, Rudi Dutschke und Thomas Ehleiter im Garten von Hans Werner Henze in Italien. Gretchen beschrieb in ihrem Buch, dass Thomas Ehleiter ihrem Mann Rudi nach dem Attentat in einer Sprechtherapie wieder die Sprache zurückgegeben habe. Ich forschte dann nach Thomas Ehleiter, nahm auch Kontakt zu Gretchen Dutschke und seinen Söhnen auf. Aber niemand wusste etwas über seinen Verbleib. |
© Werner Partner, kairos@sonoptikon.de Letzte Änderung: 04.04.2005 - created by HtmlEdit phase 5 |