Andreas Pinggera [23.03.2005]: Hentschel und Ehleiter
Andreas Pinggera [23.03.2005]: Kiefer
Andreas Pinggera [24.03.2005]: Birke und die NPD
Guntram Deichsel [01.04.2005]: Dr. Wolf und die NPD
Guntram Deichsel [14.01.2007]: Deichsel, Kessler und Geschichte
Rainer Henes [11.02.2008]: Werner Klatten
Guntram Deichsel [07.07.2008]: Klaus Essig
Rainer Henes [07.07.2008]: Klaus Essig
Guntram Deichsel [07.07.2008]: Klaus Essig
Werner Partner (Kuhnle) [03.08.2008]: Herr Epple
Werner Partner (Kuhnle) [10.08.2008]: Herr Birke und die NPD
Werner Partner (Kuhnle) [14.12.2021]: Herr Ehleiter


Andreas Pinggera schrieb am 23.03.2005 nach oben Thema: Hentschel und Ehleiter

Hentschel war Deutschlehrer. Er war mir immer ein väterlicher Freund. Er war es der es am meisten bedauerte, dass ich die Wagenburg verließ. An Ehleiter kann ich mich noch gut erinnern. Klar ich bin katholisch. Ich wusste auch, dass er Ungarndeutscher war. Das mit Dutschke wusste ich nicht. Es war nur zu komisch, als er mich wieder einmal anmachte, warum ich das letzte mal nicht zum Unterricht gekommen sei, gab ich zur Antwort: Ich konnte nicht zu seinem Unterricht kommen, da ich gegen die französischen Atomwaffenversuche in der Südsee demonstrieren musste. Darauf hin lies er mich über das Thema einen Hausaufsatz schreiben.


Andreas Pinggera schrieb am 23.03.2005 nach oben Thema: Kiefer

Da gab es doch noch einen Lehrer namens Kiefer, der gab Mathe. Er war wie viele Mathematiker sprachlich unbegabt. Mich zum Beispiel musste er sich merken, war ich doch ein schlechter Schüler in Mathe. Er nannte mich Pingra. Außerdem machte er so lustige Geräusche, vielleicht auf seinen vielen Zigaretten- Konsum zurückzuführen. Es hörte sich immer an wie hom hom. Die Schüler nannten ihn deswegen "Onkel Tom". Einmal kam er an das Koordinatensystem. "Also heute das hom hom Koordinatensystem. Wo gibt es ein praktisches Beispiel für das Koordinatensystem? Nohse! Bei den Feuerwehr-Hydranten ist so eine Tafel, die weist auf die Entfernung hin. Sehr gut Nohse! Also ich frage euch, hom hom warum ist da ein solches Koordinatensystem? Rummel! Wenn die Feuerwehr kommt findet sie dadurch den Hydranten. Rummel, du bist hom hom ein Esel, da muss die Feuerwehr erst das Täfele suchen und dann noch den Hydranten. Nohse! Wenn zum Beispiel der Hydrant verschüttet ist oder verschneit. Hom hom sehr gut Nohse! Ja Pingra was gibt's noch? Was ist wenn das Täfele auch verschneit ist!?


Andreas Pinggera schrieb am 24.03.2005 nach oben Thema: Birke und die NPD

Birke war Zeichenlehrer. Er war Sudetendeutscher, ein vollendeter Herr und liebenswürdiger alter Nazi. Die Schüler lachten immer, wenn ihm beim Schreien das Gebiss herausrutschte. Er mochte mich nicht. (Überhaupt mochten mich damals nicht viele!) Er brachte seine Ablehnung meiner Person auf den Punkt, in dem er seine Hände zum Himmel hob und resignierend sagte: "Und dem sei Vadder is Kinstler!" (Mein Vater war ein erfolgloser Kunstmaler).Er war der erste NPD-Vorsitzende von Stuttgart. Auf einer Wahlkampf-Veranstaltung in der Stuttgarter Liederhalle, die NPD kam damals in den Baden- Württembergischen Landtag, gab es eine Rangelei, die in eine Saalschlacht ausartete. Ich war Gegendemonstrant und damals Vorsitzender der Gewerkschaftsjugend der IG Druck und Papier. Ich war damals (wie ein berühmter Außenminister) sehr rauflustig. In dem Geprügele und Gedränge kamen Birke und ich uns sehr nahe. Ein Blick, ein Erkennen! Ich tat ihm nichts, er tat mir nichts und weiter ging es auf dem Schlachtfeld.


Guntram Deichsel schrieb am 01.04.2005 nach oben Thema: Dr. Wolf und die NPD

Noch eine Anekdote, passend zu Andreas' anti- NPD Aktivitäten: Ich war mit Dietmar auf der Gründungsversammlung der NPD, das war im damaligen Saal der Brauerei Wulle am Nordausgang des Wagenburgtunnels, ich glaube 1965 (Andreas weiß das genaue Jahr). Wir waren begeistert über diese neue Partei, die endlich das Unrecht, das dem deutschen Volke widerfahren ist, ausspricht. Wir haben unsere Begeisterung unseren Deutschlehrer Dr. Dieter Wolf wissen lassen. Und der hat uns eingeladen, über diese neue Partei zu reden. Wir kamen, Wolf hat sich einen ganzen Nachmittag (!) für uns Zeit genommen, um uns klar zu machen, dass die NPD nur ein Sammelbecken für alte Nazis ist. Die "Gehirnwäsche", die wir auf der Versammlung erfahren hatten, hat er mit viel Geduld erfolgreich rückgängig gemacht. Ich bin ihm noch heute dankbar dafür. Hätte er das nicht getan, hätte mir vermutlich Andreas bei späterer Gelegenheit ganz gewaltig eins in die Fresse gehauen, da ich keinen Birke-Bonus besaß...


Guntram Deichsel schrieb am 14.01.2007 nach oben Thema: Deichsel, Kessler und Geschichte

Geschichte hat mich (außer der prähistorischen Frühgeschichte, wo ich eine eins schrieb) nie interessiert. Herr Kessler hat das erkannt und mir nach einer mit fünf bewerteten Klassenarbeit über Bismarcks Sozialpolitik prophezeit: Nich wahr, is klar, Deichsel, sie können von mir aus Eidechsenfütterer bleiben, aber Historker wernse nie werden! Recht hat er gehabt!


Rainer Henes schrieb am 11.02.2008 nach oben Thema: Werner Klatten

Werner Klatten ist damals mit seinen Eltern nach Hamburg gezogen. Ich weiß noch genau wie der Englischlehrer Wächtler, der offensichtlich einen Fußballtick hatte sagte: "Machs gut Werner und schau dir den HSV an...
Bei einem späteren Besuch Klattens von HH aus fragte ihn der Wä, ob er auch die HSV_Spiele im Volksparkstadion anschauen würde. Antwort K: Zu Regionalspielen gehe ich nicht. Päng!


Guntram Deichsel schrieb am 07.07.2008 nach oben Thema: Klaus Essig

Ich lernte Klaus Essig näher kennen, als er in Klasse 3 zu uns kam. Damals bildete ich mit ihm eine Art Privat-Biologie-AG - wir präparierten gemeinsam Insekten für die Biologiesammlung, die damals von Dr. Stiefel verwaltet wurde. (Den hatten wir nie in Biologie, nur mal in einer Französisch-AG in Klasse sieben). Beim Präparieren der Insekten bewies Klaus handwerkliches Geschick, Umsicht und eine Liebe zum Detail, die ich bewunderte - ein starker Kontrast zu der Raubautzigkeit, die er manchmal andere Schüler und Lehrer spüren ließ. Wenn jemand aus unserer Klasse den Titel "Macho" verdient, dann war es Klaus.


Rainer Henes schrieb am 07.07.2008 nach oben Thema: Klaus Essig

Ich hatte mir im Alter von 13 beim Skilaufen ein Bein gebrochen und 7 Wochen einen Gips. Zu meiner Überraschung hat Klaus, ohne zu fragen die Aufgabe übernommen, mich in die große Pause die Treppen hinunterzubegleiten und mich auch dort vor anderen zu schützen. Habe ich nie vergessen.
Er hatte Mut, was sich auch daran zeigte dass er Dr. Wächtler beim Fußballregelrecht umnietete, obwohl er eigentlich kein echter Fußballer war. (Rainer)


Guntram Deichsel schrieb am 07.07.2008 nach oben Thema: Klaus Essig

Klaus Essig war ein Rabauke, immer unter Strom:
"Mac the Knife" (Mackie Messer aus Brechts Dreigroschenoper) war zu "unserer Zeit" in den Charts, und Klaus hat diesen Song eine zeitlang zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit intoniert, was ihm schließlich den Spitznamen "Mac Essig" einbrachte.


Werner Partner (Kuhnle) schrieb am 03.08.2008 nach oben Thema: Herr Epple

Von Wilfried Harthan, Abiturjahrgang 1969, der im Internet unsere Seite gefunden hat, wird folgende Geschichte überliefert:
Der Spruch "Herr Epple, wo isch mei Mäpple?" wurde natürlich auch bei uns kolportiert, allerdings um eine Anekdote erweitert. Herr Epple bestand immer auf hochdeutscher Ausdrucksweise. Nach der Schule in der Strassenbahn sei Schwäbisch okay, aber im Unterricht nicht. Zuwiderhandlungen zogen ein promptes "Sprich hochdeutsch!" nach sich. Und so die Version des Dialogs 3 Jahre nach euch:
"Herr Epple, wo isch mei Mäpple?"
"Sprich hochdeutsch!"
"Herr Eppchen wo ist mein Mäppchen?"
Das hätte vor ein paar Jahren mal einer zum Epple gesagt. Wir wussten zwar nicht den Namen des Schülers, aber die Überzeugung, dass sich das genau so und nicht anders zugetragen hat, war durch nichts zu erschüttern.


Werner Partner (Kuhnle) schrieb am 10.08.2008 nach oben Thema: Herr Birke und die NPD

Von Wilfried Harthan, Abiturjahrgang 1969:
Einerseits war er ein beinharter Nazi, der seine Parolen völlig ungeniert im Unterricht verbreitete, mit leuchtenden Augen von seiner Zeit in der Waffen-SS erzählte. Mich hat er mal als "umerzogenen Lümmel" beschimpft, weil ich es in einer Diskussion gewagt hatte, den Holocoust als historische Tatsache zu bezeichnen. Alles, was nach den Frühimpressionisten kam, war für ihn "entartete Kunst". Naziideologie pur im Schulunterricht. Das war allgemein bekannt, und niemand schritt dagegen ein, nix.
Andererseits war er auch ein liebenswerter alter Herr, der verzweifelt versuchte, unsere künstlerische Ader zu fördern. Der Zustand der Pelikan-Wasserfarbenkästen war immer katastrophal, die Pinsel eringetrocknet und zerrupft. "Wie oft soll ich es noch sagen: ohne guten Pinsel geht es nicht!" Das alberne Gelächter von uns pubertierenden Rotzlöffeln war ihm gänzlich unverständlich.


Werner Partner (Kuhnle) schrieb am 14.12.2021 nach oben Thema: Herr Ehleiter

Thomas Ehleiter war unser katholische Religionslehrer in der 3. Klasse. Ich meine, er war damals noch Referendar. Er stammte aus Ungarn und erzählte, dass er dort mit seinen Freunden mit Papierballen Fußball gespielt habe. Über seinen Religionsunterricht kann ich nichts sagen, aber er hat uns behutsam und sehr informativ sexuell aufgeklärt.Viele Jahr später habe ich die Biografie von Rudi Dutschke gelesen, verfasst von seiner Frau Gretchen. Dort fand ich zu meiner Überraschung ein Foto: Ernst Bloch, Rudi Dutschke und Thomas Ehleiter im Garten von Hans Werner Henze in Italien. Gretchen beschrieb in ihrem Buch, dass Thomas Ehleiter ihrem Mann Rudi nach dem Attentat in einer Sprechtherapie wieder die Sprache zurückgegeben habe. Ich forschte dann nach Thomas Ehleiter, nahm auch Kontakt zu Gretchen Dutschke und seinen Söhnen auf. Aber niemand wusste etwas über seinen Verbleib.